Die TV Vorsitzenden:

1893 – 1895 : Müller
1897 W. Hoffmann
1911: Bolzenkötter
1914: Johann Wahle
1919 – 1921: Heinrich Wegener
1921 – 1925: Josef Kordes
1925 – 1927: Josef Schmitz
1927 – 1928: Behler
1928 – 1934: Fritz Krüger
1934 – 1938: Heinrich Wegener
1938 – 1945: nicht bekannt (Zusammenschluss VfB und TV zu Sportgemeinschaft Niedermarsberg auf Anordnung Gauführers des NS-Reichsbundes)
1945 – 1946: Franz Bieker
1946 – 1950: Matthias Bauer
1950 – 1957: Wilhelm Schmitz
1957 – 1959: Hans-Georg Klocke
1959 – 1966: Franz Kleffner
1966 – 1967: Hans-Georg Klocke
1967 – 1968: Franz Wegener
1968 – 1990: Hartmut Vietor
1990 – 1992: Matthias Helbing
1992 – 1998: Klaus Mülder
1998 – 2010: Matthias Helbing
2010 - 2012: Klaus Hansmann, Angela Backhaus, Ralf Diebenbusch Kassiererin: Margrit Fekeler
2012 – 2014: Klaus Hansmann, Angela Backhaus Kassierer: Robert Heuschneider
2014 - 2021: Klaus Hansmann, Angela Backhaus, Robert Siebers Kassierer: Robert Heuschneider
2021 - 2025: Klaus Hansmann, Fernando Lino, Anna Brendel Kassierer: Robert Heuschneider
2025 - Klaus Hansmann, Fernando Lino, Anna Brendel Kassierer: Pascal Alvarez-Ortego

Die Stunde null - Der TV wird gegründet
Als der Schlusssegen des Pfarrers die Messe beendet, öffnen sich die Türen der Kirche. Der Weg der in dunklen Anzügen gekleideten Männer führt wie üblich an Sonntagen zum Frühschoppen in die beschauliche Marsberger Kneipe. Schnell setzen die Gespräche über Ereignisse der vergangenen Woche in der Diemelstadt ein.„Hast Du schon gehört?“, kommt so manche Neuigkeit auf den Tisch.An diesem Sonntag im August 1893 konzentrieren sich die Herren Müller, Fischer und Jesper auf ein Thema: die Turnbewegung in Deutschland. Alles hatte 1811 mit der Errichtung des ersten öffentlichen Turnplatzes auf der Hasenheide in Berlin begonnen. Es fällt der Name des Mannes der ersten Stunde: Friedrich Ludwig Jahn eben. „Er hat dafür gesorgt, dass alle Gesellschaftsschichten im Turnen vereint sind“, weist einer darauf hin, dass es in vielen deutschen Orten zu Nachahmungen kam. „Warum nicht auch in Marsberg?“, kommt es der Runde in den Sinn, zumal seit 1868 die Deutsche Turnerschaft bestand. Gesagt, getan, wird der Turnverein Niedermarsberg gegründet. Wer weiß, vielleicht sind die Anfänge des TV im August über 100 Jahren so abgelaufen. Fakt ist jedenfalls, dass dem ersten „Turnrat“ (Vorstand) als 1. Sprechwart (1. Vorsitzender) Herr Müller und als 1. Schriftwart Herr Fischer angehörten. Zu den Gründungsmitgliedern zählte auch August Jesper.Einige Wochen später, im Oktober 1893, traten Satzung und Turnordnung in Kraft. Der Zweck des Vereins war darin niedergeschrieben:„Der Niedermarsberger Turn-Verein stellt sich die Aufgabe, seine Mitglieder zu körperlich rüstigen, geistig frischen und sittlich starken Männern heranzubilden. Die Mittel zur Erreichung dieses Zwecks:. sind regelmäßige turnerische Übungen, gesellige Zusammenkünfte, Turnfahrten und Turnfeste.“

Die ersten Jahre

Einige Jahre ziehen ins Land, bis das große Problem des Vereins offen zutage tritt: die Suche nach einem geeigneten Raum zum Turnen. In der Versammlung Anfang 1897 muss die Stimmung unter den Mitgliedern trübe gewesen sein. „Wir können nicht mehr in der Scheune der Gastwirtschaft Wrede turnen“, wird den Anwesenden erklärt, „sie wird jetzt für ihren eigentlichen Zweck benötigt. Trotz der wenig erbaulichen Temperaturen außerhalb des Versammlungsraums begann sicherlich eine hitzige Debatte. „Ohne Halle können wir unseren Verein auflösen“, könnte die bestimmende Befürchtung gewesen sein. Denn übrig bliebe nur das Turnen unter freiem Himmel, was gerade in den kühlen Wintermonaten fast unmöglich ist.Bis zum Jahre 1911 fand das Turnen dann in der Gastwirtschaft Frigger bzw. auf dem Turnplatz oder wie beim Bezirks Turnfest im Jahre 1897 auf dem Schützenhof statt. Dann, nur ein Jahr nach der Auftragserteilung durch die Stadt Niedermarsberg war die neue Turnhalle im November 1911 bezugsfertig. Eine Turnhalle war für eine Stadt in der Größenordnung Niedermarsbergs zu Beginn unseres Jahrhunderts eine Seltenheit. Bei der allgemein geringen kommunalen Finanzausstattung war ihre Errichtung eine bedeutende Leistung. Möglich war die Finanzierung nur, weil unsere Stadt mit ihrer Sparkasse über eine „gute melke Kuh im Stall“ verfügte. Als stadteigene Einrichtung flossen die Zinsüberschüsse in den Stadtsäckel. Aus diesen erheblichen Einnahmen sind die Gesamtkosten für Marsbergs erste Turnhalle in Höhe von 17115,81 Mark bezahlt worden.18 Jahre mussten die Turner des 1893 gegründeten Vereins auf eine sportgerechte Übungsstätte warten. Nun waren sie in der damals selten glücklichen Lage, in einer vorschriftsmäßig ausgestatteten Turnhalle turnen zu können. Das musste der Marsberger Turnbewegung einen erheblichen Aufschwung bringen. Noch vor der Fertigstellung stellte der Vorsitzende einen Antrag auf Zulassung zur städtischen Turnhalle. Als Entschädigung bot er die vereinseigenen Sportgeräte an. Aus dieser Aufstellung erfahren wir, dass die Turner aus ihren geringen Mitteln einen ansehnlichen Gerätebestand angeschafft hatten, nämlich: 1 eisernes transportables Reck, 1 hölzernen Barren, 4 Pferde, 1 eisernes Hochsprunggestell, 2 Kokosmatten, 1 Hantel (verstellbar bis 50 Kilogramm), 1 Hantel (verstellbar bis 25 Kilogramm), 2 Gewichte a 25 Kilogramm, 3 hölzerne Sprungbretter, 30 Eisenstäbe.Aus dem vorhandenen hölzernen Stabhochsprungstab ist zu schließen, dass auch leichtathletische Disziplinen zum Programm des Vereins gehörten.Die Stadtverwaltung war mit der Übertragung der Geräte als Ausgleich für die Nutzung nicht zufrieden. Am 30. Dezember 1911 teilte Amtmann Petrasch dem Vorstand zu Händen von August Jesper mit, dass eine Jahresentschädigung von 100 Mark zu leisten sei.Schon 1912 musste Vorsitzender Jesper der Stadt gegenüber erklären, dass diese hohe Nutzungsgebühr die Existenz des hauptsächlich aus Jugendlichen bestehenden Vereins gefährde. Die Stadtverwaltung möge doch bei entsprechender Beschlussfassung beachten, ,dass der Turnverein für den Körper der Jugendlichen ist, was die Fortbildungsschule für den Geist desselben, eine Fortbildungsschule für den Körper«. Das muss Eindruck auf die Herren von der Stadtverwaltung gemacht haben. Sie ermäßigten die zu zahlende Gebühr auf 40 Mark.Von einer öffentlichen Förderung des Sports war man damals noch weit entfernt. Und doch konnten sich Marsbergs Stadtväter rühmen, besonders sportfreundlich zu sein. Welche Stadt konnte ihren Turnern eine solche Halle bieten?

Der 1. Weltkrieg
Sämtliche Aktivitäten des Turnvereins wurden im 1. Weltkrieg (von 1914 bis 1919) unterbrochen. Nach dem Ausbruch im August 1914 stammt das letzte Versammlungsprotokol vom 25. August 1914. Darin wurden die Rekruten verabschiedet – nicht ohne Abschiedsgeschenk: eine Pfeife und ein Paket Tabak. Den Mitgliedern, die sich bereits im Krieg befanden, sollte eine „Gabe von 3 Mark“ geschickt werden. Die Bilanz der schrecklichen Krieges: 14 Mitglieder fielen im Felde und 2 gerieten in Gefangenschaft.Am 28. Januar 1919 trafen sich die überlebenden TV-ler zu einer Versammlung um darüber zu Beraten, ob der Turnbetrieb wieder aufgenommen werden sollen. Dies wurde von den anwesenden bejaht und man beschloss zudem weitere Aktivitäten (Fastnachtsfeier, Theatervorführung) durchzuführen.In den folgenden Jahren wurde neben dem Turnen auch Fußball beim TV gespielt. Allerdings gründeten einige Fußballer dann am 04. Juni 1921 den VfB Marsberg.

Turnen im Dritten Reich
Das dunkelste Kapitel in der Deutschen Geschichte, das Dritte Reich, ist auch die schwärzeste Zeit des TV Marsberg. Aus Zeitungsberichten oder Versammlungs-Protokollen ist kein direkter Widerstand des Vereins gegen das Nazi-Regime erkennbar. Noch im Januar 1932 hatte es der TV-Vorstand rigoros abgelehnt, eine Riege beim Stahlhelmwerbetag zu stellen. Der Stahlhelm war eine nationalistisch-halbmilitaristische Organisation, die in der Harzburger Front gemeinsam mit Nationalsozialisten und Deutschnationalen gegen das Kabinett Brüning agierte. Der Stahlhelm wurde 1935 in die SA übergeführt.Der neuen Richtlinie der Deutschen Turnerschaft, das Wehrturnen einzuführen, schloss sich der TV-Vorstand im Mai 1933 an. Im Juni 1933 wurde ein Zusammenarbeiten der Wehrsportverbände angeregt. Deswegen sollten Gespräche ,mit den maßgebenden Personen von SA und Stahlhelm« anlaufen. Erstmals endet ein Versammlungsprotokoll mit dem Turnergruß „Gut Heil Hitler“.Die Vereinstrommeln wurden im Juni 1933 an die SA ausgeliehen. In einer außerordentlichen Generalversammlung am 16. August nahm der Ortsgruppenleiter der NSDAP die Gleichschaltung beim TV vor. Als Führer des Vereins wurde der bisherige erste Vorsitzende eingesetzt, der für die Neubildung des Vorstands beauftragt wurde. Nachdem die neuen Funktionsträger feststanden, habe es, so berichtet das Protokoll, eine Aussprache „wegen Meinungsverschiedenheiten» gegeben, »welche aber zur Zufriedenheit aller Beteiligten beigelegt wurden«. Im November 1933 nahm der Verein geschlossen an einem Wahlpropagandamarsch teil. Nach dem 1. Dezember 1934 durfte kein Jugendlicher mehr TV-Mitglied werden, der nicht der Hitler-Jugend angehört. Am 27. März 1935 wurde der TV als Mitglied in den Deutschen Reichsbund für Leibesübungen aufgenommen. Im gleichen Monat wurde in der »Marsberger Illustrierte Woche« die Begrüßungsrede des Vorsitzenden bei einer Veranstaltung zugunsten der Winterhilfe zitiert: »Er wies auf die Wichtigkeit der turnerischen Übungen zur Stärkung des Körpers hin und betonte, dass besonders dem hochwertigen Geräteturnen in der heutigen Zeit bei der Erziehung zum deutschen, kämpferischen Menschen eine hohe Bedeutung beizumessen ist. Er bemerkte, da 13 die deutsche Turnerschaft viel Gutes im Dienste des Vaterlandes geleistet habe. Als es 1813 galt, Deutschland frei zu machen, standen die deutschen Turner an der Spitze. In der Vorkriegszeit haben die Turnvereine gute Arbeit getan in der Heranbildung durch Turnen der Jugend zum wehrfähigen Mann“.Es folgenden nun schwierige Zeiten beim TV Marsberg, bis es 1939 zu einer gravierenden Veränderung kam. Der Diemelbote vom 28. Januar 1939 berichtete über den Zusammenschluss des TV 1893 Marsberg und des VfB 1921 Marsberg zum neuen Sportverein „Marsberg 1893“. Diese geschah auf Anordnung des Gauführers des NS-Reichsbundes für Leibesübungen. Allerdings wurde der Name nochmal geändert in „Sportgemeinschaft Niedermarsberg“. Der Turnbetrieb, der in den Jahren von 1932 bis 1939 nur unter schwierigen Bedingungen durchgeführt werden konnte, wurde mit Kriegsausbruch 1939 eingestellt.

Neuanfang nach 1945
Sechs Monate nach der Kapitulation der deutschen Wehrmacht kam es am 11. November 1945 zur Neugründung des Turnvereins Marsberg. Im Protokoll sind Ziele festgeschrieben:„Der Verein will durch Geräteturnen, Leichtathletik und Spiele mithelfen an der Gesunderhaltung und sportlichen Ertüchtigung unserer Jugend. Durch besondere Veranstaltungen soll die Geselligkeit gepflegt werden. Als Vorstandsmitglieder wurden nur solche Personen zugelassen, die zu keiner Zeit Mitglieder der NSDAP oder einer ihrer Gliederungen oder Offiziere der ehemaligen Wehrmacht gewesen sind“.Der Turnbetrieb für Erwachsene und Jugendliche wurde wieder aufgenommen und in den 50-ger Jahre wurde die ersten Erfolge erzielt. Doch leider gefiel die Turnbekleidung einigen Marsberger Moralapostel nicht, weil man auf dem Foto die nackten Beine der Mädchen (sie trugen die offizielle Turnbekleidung ) sehen konnte. Doch auch diesen „Sturm“ überstand der TV und der Vorsitzende Hans-Georg Klocke sagte auf der Jahreshauptversammlung : „....In unseren Turnstunden geht es sauber und ordentlich zu, die Eltern mögen sich jeden Dienstag in der Turnhalle hiervon selbst überzeugen. .....“Ein weiteres Thema was immer wieder diskutiert wurde, war ein Zusammschluss mit dem VfB Marsberg. Dieser wurde 1946 und 1970 ausführlich erörtert, doch es kam nicht zu dem neuen Großverein, da man keine Einigung bei den finanziellen Punkten erzielte.
In den folgenden Jahrzehnten wurden neben dem Turnen und Leichtathletik weitere Abteilungen gegründet und viele neue Sportarten angeboten. Hierzu zählen u.a. Basketball, Fitnesssport, Freizeitspiel, Gymnastik für Frauen und Männer, Handball, Judo, Jiu Jitsu, Mutter und Kind Turnen, Nordic Walking, Tanzen und Volleyball. Der Turnverein Marsberg verfügt somit über ein großes Angebot im Bereich Breitensport.Seit den 50-ger Jahren werden beim TV auch andere (nicht so sportliche) Aktivitäten durchgeführt. Hierzu zählen u.a. Wandertage, Weihnachtsfeiern, Karnevalsveranstaltungen und Tanzlehrgänge.Weitere Aktivitäten sind die Organisation von Sportveranstaltungen wie z.B. Streetballtuniere, Marsberger City-Lauf oder HSK-Tanzfestival.

Jubiläen beim TV
Nach dem Motto „Man soll die Feste feiern, wie sie fallen“ wurden Jubiläen beim TV Marsberg schon immer zu unvergessenen Angelegenheiten.Beim 75jährigen Bestehen 1968 trat der Deutsche Vereinsmeister im Kunstturnen auf, die Turnabteilung der Universität Köln. Zu der Meister-Riege gehörten auch japanische Athleten. Zur „Einweihung« der Marsberger Dreifachturnhalle hatte der TV im Oktober 1974 die Kunstturn-Nationalmannschaft der USA engagiert. Vor ausverkauftem Haus gaben die US-Boys und Girls in einer Schauvorführung reichlich Kostproben ihres Könnens. Als Gastgeschenk erhielten sie einen westfälischen Schinken mit Steinhäger und zünftige Bierseidel.
Auch das 100-jährige Jubiläum wurde auch ausgiebig gefeiert. Das Festprogramm begann mit einer Fotoausstelllung in Stadtsparkasse. Am Mittwoch den 08. Juni 1993 fand ein gemütlicher Abend in der Schützenhalle statt. Es folgten am Donnerstag die (Neu-)Enthüllung des Jahn-Steines, Leichtathletik Stadtmeisterschaften im Dreikampf und ein Demonstrationswettbewerb verschiedener technischer Disziplinen (Leichtathletik). Am Freitag wurde mit dem Kraftsport-Marathon (bis Sonntag den 13. Juni) begonnen. Nachmittags wurde der Seniorennachmittag durchgeführt und Abends begann die Oldie-Night im Festzelt. Der Festakt startet am Samstag den 12. Juni um 11.00 Uhr in der Aula des Gymnasiums. Nachmittags wurde in der Sporthalle ein Damenhandballtunier durchgeführt und die Handballherren spielten gegen den TBV Lemgo. Dieses wurde, wie zu erwarten, deutlich mit 13:43 verloren. Das Jubiläum fand seinen Ausklang am Sonntag den 13. Juni mit einem Frühschoppenkonzert mit anschließendem Spiel- und Sportfest. Es war, da waren sich alle Beteiligten einig, ein gelungenes Fest.
Im Jahre 2018 feiert dann der TV 1893 Marsberg sein 125-jährige Bestehen.